Was genau ist mit Lisa passiert?

  • Herdenmentalität

Lisa wurde stark von den Handlungen ihrer Mitmenschen beeinflusst. Sie sah, dass ihre Freunde, Kollegen und sogar die Medien von Investitionen in Dot-Com-Unternehmen schwärmten. Der überwältigende Konsens schien zu sein, dass diese Investitionen narrensicher seien und garantiert hohe Renditen abwerfen würden. Überzeugt von diesem kollektiven Enthusiasmus glaubte Lisa, dass es eine gute Idee sein müsste, weil alle anderen in Dot-Com-Unternehmen investierten. Dies ist ein klassisches Beispiel für den Herdentrieb, bei dem der Einzelne der Masse folgt, ohne eigene Analysen oder Nachforschungen anzustellen.

  • Selbstüberschätzung

Als die Aktienkurse dieser Dot-Com-Unternehmen weiter stiegen, wuchs Lisas Vertrauen in ihre Investitionsentscheidungen. Sie begann zu glauben, dass sie ein außergewöhnliches Händchen für die Auswahl von Gewinnaktien hatte. Diese Selbstüberschätzung führte dazu, dass sie Warnzeichen und Ratschläge vorsichtigerer Anleger über die Bedeutung der Diversifizierung ignorierte. Stattdessen investierte sie immer mehr Geld in denselben Sektor und wettete auf den anhaltenden Erfolg dieser Technologie-Start-ups.

  • Bestätigungsvoreingenommenheit

Lisa tappte in die Falle des „Confirmation Bias“, d. h. sie suchte nur nach Informationen, die ihren Glauben an den Technologieboom bestätigten, und schenkte ihnen Beachtung. Sie ignorierte alle negativen Nachrichten oder Analysen, die die Nachhaltigkeit dieser Unternehmen in Frage stellten. Als beispielsweise ein Finanzanalyst vor der Überbewertung bestimmter Dot-Com-Aktien warnte, tat Lisa dies als pessimistisches Geräusch ab. Sie konzentrierte sich ausschließlich auf positive Berichte und Erfolgsgeschichten, die sie in ihrer Entscheidung bestärkten, in diese risikoreichen Aktien investiert zu bleiben.

Lisas Erfahrung unterstreicht, wie wichtig es ist, psychologische Vorurteile beim Investieren zu verstehen und zu beherrschen. Durch das Erkennen dieser Vorurteile – Herdenmentalität, übermäßiges Vertrauen und Bestätigungsvoreingenommenheit – können Anleger Schritte unternehmen, um ihren Einfluss zu verringern und rationalere, fundiertere Entscheidungen zu treffen. Diversifizierung und regelmäßige Bewertung von Anlagen sind wichtige Strategien, um sich vor den Fallstricken des Markthypes und emotionaler Entscheidungen zu schützen.

Es gibt jedoch noch eine andere Art von Verhalten, das bei den Anlegern beobachtet werden kann:

  • Verlustaversion

Verlustaversion ist ein weiterer starker psychologischer Faktor. Studien haben gezeigt, dass Menschen den Schmerz von Verlusten intensiver empfinden als die Freude über Gewinne. Dies kann dazu führen, dass Anleger zu lange an verlustreichen Anlagen festhalten, in der Hoffnung, ihre Verluste wieder hereinzuholen, anstatt ihre Verluste zu begrenzen und ihre Mittel in vielversprechendere Möglichkeiten umzuschichten. So könnte ein Anleger beispielsweise eine Aktie, die sich im Niedergang befindet, trotz eindeutiger Anzeichen dafür, dass sie sich nicht erholen wird, hartnäckig in seinem Portfolio behalten, einfach weil der Gedanke, einen Verlust zu realisieren, zu schmerzhaft ist. Dieses Verhalten kann ihn davon abhalten, die Vorteile vielversprechenderer Investitionen zu nutzen, was sich letztlich negativ auf seine finanzielle Gesamtleistung auswirkt.

  • Verankerungsfehler (Anchoring bias)

Ein Anchoring Bias tritt auf, wenn sich Anleger zu sehr auf die erste Information verlassen, die sie erhalten, und oft daran festhalten, selbst wenn neue, relevantere Daten verfügbar sind. Diese ersten Informationen dienen als „Anker“ und beeinflussen nachfolgende Entscheidungen und Urteile.

Anchoring Bias kann sich auf verschiedene Weise manifestieren. So kann sich ein Anleger beispielsweise auf den Kaufpreis einer Aktie fixieren und ihn als Bezugspunkt für alle künftigen Entscheidungen in Bezug auf diese Aktie verwenden. Dies kann dazu führen, dass er sich irrational darauf konzentriert, den ursprünglichen Kurs wieder zu erreichen, anstatt die aktuelle und potenzielle künftige Performance der Aktie zu bewerten.

Die Auswirkungen der Verankerung können erheblich sein. Anleger können sich auf bestimmte Kurse oder vergangene Leistungen fixieren, was sie daran hindern kann, rationale, datengestützte Entscheidungen zu treffen. Diese Voreingenommenheit kann dazu führen, dass Anleger an schlecht abschneidenden Anlagen festhalten, nur weil sie auf einen Anfangspreis oder den Erfolg der Vergangenheit fixiert sind, selbst wenn es vorteilhafter wäre, ihre Mittel neu zu verteilen.